Welche Krankheiten befallen Bäume in Potsdam aktuell?

Welche Krankheiten befallen Bäume in Potsdam aktuell?

Aktuelle Baumkrankheiten in Potsdam: Ein Überblick über Bedrohungen und Schutzmaßnahmen

Potsdams Baumbestand, geprägt von historischen Parkanlagen wie Sanssouci und urbanen Grünflächen, steht zunehmend unter Stress.

Klimawandel, invasive Schädlinge und pilzliche Erreger setzen den Bäumen der Stadt massiv zu.

Dieser Artikel beleuchtet die aktuell verbreiteten Baumkrankheiten in Potsdam, ihre Ursachen und Lösungsansätze zur Erhaltung des Stadtgrüns.

1. Klimawandel als Katalysator für Baumkrankheiten

Die Landeshauptstadt Potsdam verzeichnet seit Jahren längere Trockenperioden, Hitzewellen und unregelmäßige Niederschläge.

Diese Extremwetterereignisse schwächen Bäume und machen sie anfälliger für Krankheiten und Schädlinge.

Laut dem Baumzustandsbericht 2021/22 der Stadt stieg die Zahl der Fällungen aufgrund von Trockenstress und Sekundärschäden exponentiell an – von 1.276 Fällungen im Jahr 2022 wird ein Anstieg auf bis zu 2.000 jährliche Baumverluste prognostiziert.

Folgen des Trockenstresses:

  • Verminderte Vitalität: Geschwächte Bäume können weniger Abwehrkräfte gegen Pathogene mobilisieren.
  • Wurzelsterben: Verdichtete Böden und oberflächennaher Wasserabfluss behindern die Wasseraufnahme.
  • Kronenverlichtung: Über 52 % der Linden in der Nördlichen Innenstadt zeigten 2022 bereits deutliche Schäden.

2. Häufige Baumkrankheiten in Potsdam

A) Komplexkrankheiten: Das Zusammenspiel von Stress und Pathogenen

Komplexkrankheiten entstehen durch das Zusammenwirken abiotischer Faktoren (Hitze, Trockenheit) und biotischer Erreger (Pilze, Bakterien). In Potsdam betroffen:

Buchen-Komplexkrankheit

  • Betroffene Arten: Rotbuchen (Fagus sylvatica) in Parkanlagen und Wäldern.
  • Symptome: Kronenverlichtung, Rindenrisse, Befall durch holzzerstörende Pilze wie Biscogniauxia nummularia.
  • Aktuelle Lage: 64 % der Brandenburger Buchen sind geschädigt, mit den höchsten jemals gemessenen Schadenswerten.

Eichensterben

  • Auslöser: Bakterielle Erreger in Kombination mit Pilzen.
  • Symptome: Schleimfluss am Stamm, Kronenverlichtung, Absterben innerhalb weniger Jahre.
  • Statistik: 75 % der Eichen in Brandenburg zeigen deutliche Schäden.

B) Pilzbefälle und Bakterien

Verticillium-Welke bei Ahorn

  • Betroffene Arten: Spitzahorn (Acer platanoides) und andere Ahornarten.
  • Symptome: Welkende Blätter, Verfärbungen im Holz, Absterben von Ästen.
  • Verbreitung: Besonders in der Brandenburger Vorstadt und Babelsberg1.

Rosskastaniensterben

  • Erreger: Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi + holzzerstörende Pilze.
  • Symptome: Schwarzer, teerartiger Saft an Rissen, Pilzbefall (z. B. Austernseitling).
  • Risiko: Junge Kastanien sterben oft vollständig ab; gefährdet sind historische Bestände in Sanssouci.

Diplocarpon mespili bei Weißdorn

  • Betroffene Arten: Rotdorn (Crataegus laevigata ‚Paul’s Scarlet‘).
  • Symptome: Frühzeitiger Laubfall, reduzierte Blütenbildung.
  • Folge: Gefährdung gründerzeitlicher Straßenzüge in Potsdam.

3. Invasive Schädlinge: Neue Bedrohungen

Asiatischer Laubholzbockkäfer

  • Schadbild: Fraßgänge unter der Rinde, Absterben von Ästen.
  • Maßnahmen: Striktes Fällen und Verbrennen befallener Bäume.

Japankäfer (Popillia japonica)

  • Aktuelle Ausbreitung: Seit 2025 in Brandenburg nachgewiesen.
  • Risiko: Kahlfraß an Blättern und Blüten, besonders bei Linden und Rosskastanien.

4. Maßnahmen zum Schutz der Potsdamer Bäume

Städtische Initiativen

  1. Bodenfeuchte-Monitoring: Ein Pilotprojekt an 150 Standorten misst digitale Bodenfeuchtedaten, um Bewässerung zu optimieren.
  2. Klimaresistente Neupflanzungen:
    • Arten: Ungarische Eiche, Gelbblühende Rosskastanie, Robinie.
    • Ziel: 780 Neupflanzungen bis April 2025, darunter 100 Bäume in der hitzegeplagten Nördlichen Innenstadt.
  3. Baumkontrollen: Jährliche Inspektionen aller Straßenbäume, mit Schwerpunkt auf Linden und Ahorn.

Empfehlungen für Privatpersonen

  • Regelmäßige Baumkontrollen: Frühzeitiges Erkennen von Kronenverlichtung oder Rindenschäden.
  • Bodenoptimierung: Lockern verdichteter Böden, Mulchen zur Feuchtigkeitsspeicherung.
  • Fachgerechte Bewässerung: Tiefenbewässerung statt Oberflächengießen, besonders für Jungbäume.

5. Ausblick: Herausforderungen und Lösungen

Die Kombination aus Klimastress und pathogenem Befall erfordert innovative Strategien:

  • Förderung von Mischwäldern: Reduktion des Anteils anfälliger Arten wie Kiefer und Fichte.
  • Bürgerbeteiligung: Die Potsdamer Bürgerstiftung initiiert Gießgruppen und Pflanzaktionen (Projekt „Stadtgrün schützen“).
  • Forschung zu resistenten Sorten: Brandenburg testet hitzetolerante Eichen und genetisch diversifizierte Linden.

Fazit

Potsdams Bäume kämpfen mit einem komplexen Geflecht aus Klimafolgen, Pilzen und Schädlingen.

Während die Stadt mit Neupflanzungen und Monitoring gegensteuert, ist auch privates Engagement gefragt.

Durch fachgerechte Pflege, artgerechte Bewässerung und die Wahl klimaresilienter Arten können Bürger dazu beitragen, das charakteristische Stadtgrün Potsdams zu erhalten.

Weitere Informationen:

Mit diesen Maßnahmen bleibt Potsdam auch in Zukunft eine grüne Oase – trotz der wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel.

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